Mittwoch, 20. Juli 2011

Körpersprache und Rhetorik bei Europäern und Chinesen.

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Es gibt in der Rhetorik eine weltweite Tendenz, die stark durch die amerikanische Kultur geprägt wird. Eine Ausnahme dieser Tendenz ist das herrschende (nicht das junge) China.

Eine expressive und trotzdem kontrollierte Körpersprache ist inzwischen ein Muss für jeden, der rhetorisch überzeugen möchte. Amerikanische Präsidenten haben Berater, die nur für die Analyse von Körpersprache und deren Training zuständig sind.

Auch der asiatische Bereich bildet da keine Ausnahme. Der frühere japanische Premier Koizumi war in seiner Gestik jedem seiner westlichen Gesprächspartnern ebenbürtig - den meisten sogar überlegen. Selbst dem sonst so aggressiv auftretenden Georg Bush deckte er die dominante Hand bei der Begrüßung zu. Ein starker Auftritt.

Interessanterweise ist das im Falle China anders.


Die herrschende Klasse Chinas und das sind immer noch die führenden Parteikader, zählt weiterhin der traditionell asiatische Ausdruck von Emotionen. Je höher der Rang desto weniger werden Emotionen nach außen getragen. Die Selbstbeherrschung ist der wichtigste Aspekt eine machtvollen Rhetorik.

Junge Chinesen eifern dem Westen nach, aber im Gegensatz zu Ländern wie Japan oder Südkorea dringt nichts davon in führende Regierungsbereiche. Wer hier erfolgreich in der Deutung von Körpersprache sein möchte muss wissen, worauf Asiaten, insbesondere die Chinesen achten.

In der Current Biology, Volume 19, Issue 18, 1543-1548, 13 August 2009 weisen die Forscher darauf hin, dass Asiaten mehr auf die Augen achten, Europäer eher auf den Mund. Das bedeutet, dass viele Europäer keine Reaktion in einem asiatischen Geschäftspartner erkennen können, obwohl der bereits wild mit seinen Augenbrauen "gestikuliert". Ebenso ist es natürlich umgekehrt. Ein europäischer Mund der Abscheu ausdrückt, bei dem aber die Augenpartie wenig bewegt wird, ist von Asiaten nur schwierig zu deuten.
Es kann sogar sein, dass Asiaten Ekel mit Überraschung verwechseln, weil manche Europäer dabei die Augenbrauen hochziehen.

Also mein Tipp, wenn Sie asiatische, insbesondere chinesische Körpersprache entziffern möchten - schauen Sie in die Augenpartie. Sollten Sie aber Asiate sein: Es ist in Europa nicht unhöflich ab und zu auf den Mund zu schauen. Das hat schon Martin Luther empfohlen. Als er 1530 empfahl "dem Volke aufs Maul zu schauen", meinte er mit Sicherheit Europäer.

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1 Kommentar:

  1. GUten Tag,


    da ich mich selber viel mit Präsentationstechniken beschäftige, finde ich ihren Blog hier sehr interessant. Vielen Dank für den Literatur Hinweis.

    Grüße
    J

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